Ich bin erst spät zum Journalismus gekommen, so auf dem vierten, fünften Bildungsweg, man lernt ja nie aus. Es macht mir Spaß. Lokaljournalismus find ich wichtig. Aber es gibt da eine Sache, die will mir einfach nicht in den Kopf. Da denke ich schon ewig drauf rum und es erschließt sich mir einfach nicht.
Ausfallhonorare.
Das musste ich erst mal googeln. Und laut der Suchmaschine gibt es das nur bei Ärzten.
Die Verbraucherzentrale schreibt dazu „Ausfallhonorare von Arztpraxen für verpasste oder abgesagte Arzttermine sind nur in Ausnahmefällen zulässig. Bei einer einvernehmlichen Terminverschiebung sind Sie auf der sicheren Seite.“
Hm. Nun hatte ich das neulich bei der Lokalzeitung.
Ich hatte einen Text recherchiert, verfasst und abgegeben. Der wurde dann aber doch nicht veröffentlicht. Zack! Ausfallhonorar.
Soweit, so … unlogisch.
Dazu muss man wissen, dass im Journalismus, zumindest im Lokaljournalismus, immer noch nach Zeilen bezahlt wird. Die Zeit für die Recherche wird dir als freie Mitarbeiter:in nicht bezahlt. Nur der veröffentlichte Text.
Vielleicht wäre „Trostpreis“ das bessere Wort. Denn dem Text vorangegangen ist ja ein Auftrag. „Schreibe über xyz, lege den Fokus auf abc“ – und dann fällt das einfach aus?
Die Themenwahl in der Redaktionskonferenz für die Katz? Die Organisation in der Redaktion, wen schicken wir hin, für umme? Völlig unlogisch!
Unbefriedigend, ineffizient, unnötig.
Ja, ja, Ruhm und Ehre. Den Namen unter dem Text lesen. – Nein! Darum geht es nicht. – Es geht um meine investierte Zeit. Meine Lebenszeit. Meine verbrachte Zeit mit dem Thema, den Menschen, dem Text. Und es geht darum, dass Recherche nicht bezahlt wird.
Zeit in der ich andere Dinge hätte tun können. Einen Text für meinen Blog schreiben können, Tagebuch schreiben können, mit einer Freundin Kaffee trinken hätte gehen können, einen Text für ein Magazin schreiben hätte können, das besser bezahlt als der Lokaljournalismus (das ist ja leider flächendeckend schlecht bezahlt.) Und der, der davon leben muss sagt: Besser Ausfallhonorar als gar nichts. Verständlich.
Dieses Zeit-Zeilen-Bezahl-System stimmt nicht.
Wenns ums Schreiben geht, bin ich hochmotiviert.
Ich arbeite aber nicht so gerne für die Tonne.
Mit diesem Verhalten verliert der Lokaljournalismus an Glaubwürdigkeit. Bei Journalist:innen, aber auch bei Leser:innen. Denn er soll informieren, orientieren, kontrollieren, Teilhabe ermöglichen und soziale Identifikation schaffen. Für beide Seiten.
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